Produziert für: ramp.space. Jahr: 2021.
Kategorie: Fotoreportage / Automobilfotografie.​​​​​​​
Nichts für ungut, Helene. Aber »Atemlos durch die Nacht« muss jetzt wirklich nicht sein. Ich schalte das Radio aus. Urlaub für den Schlager und Zeit für den Boxer, nach einem etwas längeren Freitagabend in der Redaktion. Ich atme tief ein und die Hände gleiten zurück auf Viertel nach neun. Der Beat passt, endlich. Denn der Porsche 911 GT3 mit Touring Paket hier sorgt ohnehin für den besten Soundtrack.
Vier-Liter-Sechszylinderboxer?
Schlägt die Burmester-Anlage im Büro des Chefredakteurs. 
Und eben Helene.
Ich schalte herunter, der Boxer erwacht aus sonorem Brabbeln. Ein Gasstoß und es geht in die Region knapp unter 9000 Umdrehungen. Tatsächlich ist die Beschleunigung hier besser als bei den letzten Flügen, die ich hatte – was auch schon wieder eine ganze Weile her ist. Genauer gesagt: Ein Jahr. Jetzt ein bisschen Pässe jagen an der Côte d’Azur? Das wär’s. Aber hey, die Bundesstraße in Richtung Landeshauptstadt ist auch okay. Frei nach dem Bonmot: »Money doesn’t buy happiness. But I’d rather cry in a Porsche.« Der erste Stopp des Abends ist die Tankstelle am Flughafen Stuttgart, betrieben von unseren österreichischen Nachbarn. Ja mei. Ich öffne die just gekaufte Dose Coke Zero, denn trotz Alpen-Einschlag gibt es heute keine Flügel, auch nicht bei den Getränken. Ich blicke auf die ganz in »Dolomitsilber« gehaltene Skulptur.
Direkt fallen die beiden zusätzlichen Entlüftungen in der Karbonhaube auf. Sie dienen der besseren Luftströmung – welche beim eigenständigen und markanten Lufteinlass beginnt. Das Biest knistert aus dem Heck, die Kohlensäure perlt stumm in der Dose hoch. Eine Brise Benzin strömt an mir und dem Touring vorbei. »Lange wirds das nicht mehr geben«, sage ich still zu mir. Es geht nach hinten. Dort, wo kein Flügel mehr sitzt und das Herz des GT3 liegt. Unter dieser kleinen Plakette, die Begriffsstutzigen die Touring-Gene nochmal schriftlich verdeutlicht. Schlicht, zweckmäßig, aber elegant, wie das ganze Auto selbst. Vielleicht ist der Touring deshalb auch der puristischste Elfer, den man aktuell bekommen kann. Ein Käfig ist hier nicht verbaut und »Touring« ist schon rein sprachlich ungleich »Rennsport«. Nicht, dass die Lederausstattung innen das ganz subtil vermuten ließ. Aber was mit dem 911 R fahraktiv und besonders auch konzeptionell begann? Das produziert der Touring in Serie. Und wie.
Die Dose ist leerphilosophiert. Mein Blick auf der sechsspurigen A8 neben dem Rollfeld wandert nach rechts. Einer der sehr späten Ferienflieger hebt ab, zweimal schnappt die linke Schaltwippe, während der rechte Fuß zuschlägt. Kurz sieht es sogar so aus, als könnte ich dem Eurowings-Airbus A320 den Schneid abkaufen. Zumindest solange, bis das wohlbekannte Schild mit 120-Kilometer-Begrenzung aufleuchtet. Boxer und Schreiber prusten gleichermaßen durch. Nicht, dass der Touring hier ganze 200 Kilometer mehr drin hätte und ich gerne würde – aber man möchte ja auch in Zukunft fahren  dürfen. Ausfahrt Esslingen, der Blinker klackt wie ein Metronom. Es geht zurück auf die Landstraße und in Richtung Tübingen. Kurz vor der Ankunft halte ich. Diese kleine Steige, kurz vor dem Zuhause. Der Blick wandert kurz in den Spiegel und bestätigt: Nichts und niemand in Sicht. Zeit für die Launch Control. Bollern, Brüllen, eine Explosion im Motorraum. Ich hebe flügellos ab und fliege durch den Mischwald bis das Ortsschild auftaucht
Die Handflächen sind feucht. Und dann: Stille, trotz des Triebwerks im Rücken. Ein tiefes Ausatmen. Und in diesem Moment bin ich mir sicher: Bei Helene muss es auch um einen GT3 Touring gegangen sein.
Wie mein geschätzter Kollege David Staretz den Porsche 911 GT3 Touring erlebt hat, was das nicht mit Helene Fischer zu tun hat und warum wir am Ende trotzdem zum gleichen Urteil in Sachen »perfekter Elfer« kommen?
Back to Top